7. Juni 2022

Aktuelle Informationen im Themenfeld extreme Rechte

(Stand: Juni 2022)

Gedrucktes

Zwei Welten. Sinti und Roma – Schritte zur Anerkennung als NS-Verfolgte und antiziganistische Kontinuität. Herausgegeben vom Landesverein der Sinti in Hamburg e. V.

Arnold Weiß, Jakob Michelsen, Moritz Terfloth und Boris Weinrich: Zwei Welten. Sinti und Roma – Schritte zur Anerkennung als NS-Verfolgte und antiziganistische Kontinuität. Herausgegeben vom Landesverein der Sinti in Hamburg e. V. Berlin 2020, 24 €, ISBN 978-3-86331-639-6.

Zur Arbeit des Landesvereins der Sinti in Hamburg als Interessenvertretung und Anlaufstelle für die Sorgen und Nöte der Menschen gehört es auch, Ursachen und Grundlagen der fortwährenden Diskriminierung und Ausgrenzung unserer Minderheit zu erforschen. „Zwei Welten“ ist der Versuch einer Gegenüberstellung. Einerseits sollen die wahrnehmbaren Fortschritte in der gesellschaftlichen Anerkennung der Sinti als im Nationalsozialismus verfolgte Minderheit in den letzten 70 Jahren gezeigt werden.

Dem gegenüber steht die andauernde und systematische Aus- und Beforschung über 1945 hinaus. Für diese Kontinuität steht beispielhaft der Arzt und Professor Hermann Arnold (1912–2005). Er trat das geistige Erbe von Robert Ritters Rassenhygienischer Forschungsstelle an, deren Mitarbeiter:innen während der NS-Zeit, unter anderem in Hamburg, Sinti und Roma beforscht und gequält haben und deren Forschungen die Grundlage für die anschließend erfolgten Deportationen bildeten. Als Wissenschaftler, Amts- und Gefängnisarzt führte Arnold die systematische Erfassung und rassistische Kategorisierung der Sinti und Roma weiter.

Anhand ausgewählter Dokumente aus seinem Nachlass im Bundesarchiv werden Arnolds Netzwerke und die Kontinuität der NS-„Zigeunerforschung“ in der Bundesrepublik aufgezeigt. (Klappentext)

 

Rechte Gefühle. Affekte und Strategien des digitalen Faschismus.

Simon Strick: Rechte Gefühle. Affekte und Strategien des digitalen Faschismus. Bielefeld 2021, 480 Seiten, 34 €, ISBN 978-3-8376-5495-0.

Dem Faschismus geht es gut – er ist Meme, Konsumgut und Gefühlswelt geworden. Seine Gewaltträume und Männerphantasien finden im Netz ein perfektes Biotop. Rechte Agitator*innen schaffen marktfähige Gefühlsmuster, die von YouTube und den Parlamenten bis auf die Straße reichen. Sie bauen anziehende Gegenrealitäten – und gewinnen damit Wahlen, Follower und Publikum. Von GamerGate bis Halle, »großer Austausch« bis »Corona-Lüge« – Simon Strick untersucht die affektiven Strategien rechter Akteur*innen. Zahlreiche Analysen zeigen, wie sie Gefährdungsgefühle für Weiße und Männer populär und anschlussfähig machen: Dieser Faschismus spricht die Sprache der Risikogesellschaft und manipuliert effektiv demokratische Öffentlichkeiten. Distanzierung ist kein Mittel gegen diese rechte Gefühlsrevolution. Auf Rechte Gefühle muss kollektiv und affektiv geantwortet werden. (Klappentext)

 

Lokal extrem rechts

Daniel Mullis / Judith Miggelbrink (Hg.): Lokal extrem Rechts. Analysen alltäglicher Vergesellschaftungen. Bielefeld 2022, 284 Seiten, 29 €, ISBN: 978-3-8376-5684-8

Seit dem Aufstieg der AfD und der Selbstenttarnung des NSU werden Ursachen und Hintergründe für das Erstarken extrem rechter Politiken in Deutschland intensiv diskutiert. Doch dabei fehlt es zumeist an qualitativen Analysen und differenzierten räumlichen Betrachtungen jenseits von Stadt-Land- oder Ost-West-Polarisierungen. Die Beitragenden des Bandes verstehen das Lokale als Ort individueller und emotionaler Aneignungsprozesse und analysieren lokale Vergesellschaftungen im Kontext politischer Transformation. Ihre Analysen ermöglichen einen vergleichenden Blick auf lokale Konstellationen. Damit leisten sie einen komplementären und innovativen Beitrag zur empirisch fundierten und theoretisch orientierten Analyse gesellschaftlicher Regression. (Klappentext)

Kostenloser Download der Studie: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-5684-8/lokal-extrem-rechts/?number=978-3-8394-5684-2

 

Extrem Rechte Online-Mobilisierung zwischen Corona und Krieg

EFBI: Extrem Rechte Online-Mobilisierung zwischen Corona und Krieg, Leipzig, 2022, 19 S.

Der thematische Fokus in extrem rechten und verschwörungsideologischen Milieus hat sich seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine verschoben. Der EFBI Digital Report berichtet Ergebnisse aus dem Kooperationsprojekt Online-Monitoring des EFBI und der Amadeu Antonio Stiftung und untersucht, wie rechte und verschwörungsideologische Gruppen den Krieg zur Mobilisierung nutzen.

Der Report widmet sich der extrem rechten und verschwörungsideologischen Mobilisierung mit Bezug auf den Krieg und untersucht die Aktivitäten in verschiedenen sächsischen Telegram-Gruppen. Neben thematischen Verschiebungen blickt der Bericht auch auf Netzwerke zwischen diesen Gruppen. Außerdem wurde das Online-Monitoring für diese Ausgabe auf russischsprachige Gruppen ausgeweitet.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die staatlichen Corona-Maßnahmen als Mobilisierungsthema Nummer Eins in extrem rechten und verschwörungsideologischen Milieus abgelöst. Das stellte für die Akteure dieses Spektrums einerseits eine Herausforderung dar, da unterschiedliche Sichtweisen auf den Krieg innerhalb dieser Gruppen existieren. Andererseits ergibt sich aus der Krise auch neues Mobilisierungspotential. Ein übergreifendes und verschiedene Positionen zum Krieg verbindendes Element ist der Glaube an eine Verschwörung der westlichen Eliten gegen die Bevölkerung. (Klappentext)

Download unter: https://efbi.de/files/efbi/pdfs/2022-1-EFBI%20Digital%20Report_final.pdf

 

„Rinks und lechts kann man nicht velwechsern“? Rechte und linke Positionen zu Ökologie – eine Handreichung für linke Aktivist*innen

Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) (Hrsg.): „Rinks und lechts kann man nicht velwechsern“? Rechte und linke Positionen zu Ökologie – eine Handreichung für linke Aktivist*innen. Hamburg 2020, 64 Seiten.

Die Broschüre wurde von Aktivist*innen für Aktivist*innen geschrieben und stellt rechte und linke Positionen zu Ökologie, Umweltpolitik und gesellschaftlichen Naturverhältnissen dar. Sie enthält Einzelkapitel zu folgenden Themen: Naturverständnis, Klimawandel, Klima / Flucht / Migration, Bevölkerungspolitik, Landwirtschaft, Umwelt und Entwicklung, Globalisierungskritik und Wachstumskritik. Ziel der Broschüre ist es, Ähnlichkeiten und Unterschiede von rechten und linken Positionen in diesem Themenbereich aufzuzeigen. Damit soll linken Aktivist*innen ermöglicht werden, rechte Positionen zu erkennen, ihre eigene Argumentation zu schärfen, problematische Elemente in linken Argumentationen zu vermeiden und die richtigen Bündnispartner*innen zu finden. Die Handreichung wurde von der Sozialbehörde finanziell gefördert. (Klappentext)

Die Broschüre gibt es online: https://www.buko.info/fileadmin/user_upload/gesnat/BUKO_Rechte_und_linke_Positionen_zu_OEkologie__doppelt_.pdf

 

Im TV

Schwarze Adler. Wie rassistisch ist der deutsche Fußball?

„Schwarze Adler“ erzählt die Geschichte schwarzer Spieler und Spielerinnen im DFB-Trikot. Die Doku zeigt die Erfahrungen von Steffi Jones, Cacau, Gerald Asamoah und anderen.

Autor und Regisseur Torsten Körner lässt verschiedene Spieler*innen-Generationen beschreiben, wie sie Rassismus erlebten, sich dagegen wehrten und wie sie es trotz Hindernissen und Anfeindungen schafften, mit dem schwarzen Adler auf der Brust Leistung für ihr Heimatland abzurufen.

Triggerwarnung: Der Film „Schwarze Adler“ zeigt Inhalte wie rassistische Beleidigungen, Übergriffe und rassistisch motivierte Gewalt. Das kann belastend und (re-)traumatisierend wirken. Wenn es dir damit nicht gut geht, schau ihn dir nicht an oder zumindest nicht alleine.

https://www.zdf.de/sport/zdf-sportreportage/fussball-dfb-nationalmannschaft-schwarze-adler-doku-100.html

 

AfD-Leaks: Die geheimen Chats der Bundestagsfraktion

Im September 2017 zieht die AfD zum ersten Mal in den Bundestag ein. Mehr als 70 Abgeordnete treten später einer streng vertraulichen Chatgruppe bei. Sie nennt sich „Quasselgruppe“. Rund 40.000 Posts liegen NDR und WDR jetzt vor. Sie zeigen, was die AfD-Politiker denken und wie sie reden, wenn sie glauben, dass ihnen keiner zuhört. Häufiges Streitthema: Wie rechtsextrem soll die Partei sein? Ein Abgeordneter fragt: „Wollen wir eine national-sozialistische oder eine freiheitlich-konservative Partei sein?“ Eine Kollegin genervt: „Fällt es so schwer, mal nicht über das Dritte Reich zu reden?“ Der Schlüssellochblick in die AfD-Fraktion enthüllt extreme Umsturz- und Rachephantasien wie diese: „Die Ratte Merkel an der Spitze! Diese Volksverräterin gehört lebenslang in den Knast!“ Je länger die AfD im Bundestag sitzt, desto größer wird der Frust: „Was fremdschämen angeht, bin ich durch die Partei extrem belastbar geworden,“ ärgert sich ein Abgeordneter. „Die Wähler haben keine Ahnung, was sie erwartet, wenn sie AfD wählen,“ raunt eine andere, und: „Die AfD ist am Arsch.“ Das ernüchternde Fazit im Chat-Dialog: „Die Fraktion war mal der Leuchtturm der Partei.“ Antwort: „Ist er immer noch, nur das Licht ist aus.“

https://www.ardmediathek.de/video/dokus-im-ersten/afd-leaks-die-geheimen-chats-der-bundestagsfraktion/daserste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuL2E3NzhhOTQyLWU0YjQtNDdlMi05NmI4LTM3NDkxOTI1YmZhMQ

 

Eine Geschichte des Antisemitismus

Auch 77 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz begegnen Jüdinnen und Juden Intoleranz und Gewalt. Doch wie unterscheiden sich die Feindbilder der heutigen Zeit von denen vergangener Epochen? Die vierteilige Doku-Reihe erläutert die gesellschaftliche, religiöse und politische Geschichte des Antisemitismus: Vom Antijudaismus der Antike bis zum Antizionismus des 21. Jahrhunderts.

https://www.arte.tv/de/videos/RC-017590/eine-geschichte-des-antisemitismus/

 

Xavier Naidoo – Comeback eines Verschwörungs-Stars?

Mit seinem Distanzierungsvideo hat Xavier Naidoo Deutschland überrascht. Der Film zeigt, wie sich der Popstar radikalisiert hat – und wieso es mit einer Distanzierung nicht getan ist.

https://www.zdf.de/dokumentation/die-spur/xavier-naidoo-telegram-verschwoerung-video-konzert-comeback-102.html

 

Im Radio

Schwarz Rot Blut – Der True Crime Podcast über rassistische Gewalt in Deutschland

Im True Crime Podcast „Schwarz Rot Blut“ geht es um Gewalttaten, bei denen für Betroffene und ihr Umfeld Rassismus als Tatmotiv eine Rolle spielt, Polizei und Justiz das jedoch anders beurteilen.

Was für Hinterbliebene, Betroffene und Expert:innen oft klar erscheint, wird vor Gericht nur selten anerkannt. Wie kommt es zu dieser Diskrepanz zwischen juristischer Aufarbeitung und der Realität der Betroffenen? Und was muss getan werden, damit rassistische Gewalt in Deutschland besser erkannt und verfolgt werden kann? Diesen Fragen geht der COSMO-Podcast „Schwarz Rot Blut“ auf den Grund. Insgesamt werden sieben verschieden Fälle beleuchtet.

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/cosmo/schwarz-rot-blut/index.html

 

Rassismus im Profisport

Das Thema Rassismus wird im Spitzensport oft auf extreme Fangruppen oder Aussagen einzelner Funktionäre reduziert. Dabei ist Rassismus Alltag für viele Athletinnen und Athleten. Die Teams internationaler Topligen im Eishockey, im Fuß- oder Handball sind in der Regel multikulturell. Trainerstab und Führungsetage sind aber meist von weißen Männern besetzt. Mittlerweile kritisieren Sportprofis öffentlich rassistische Strukturen und Diskriminierung in ihren Verbänden und Vereinen. Was wollen und was können die abseits vom schönen Marketing für Toleranz und gegen Rassismus tun?

https://www.swr.de/swr2/wissen/rassismus-im-profisport-swr2-wissen-2022-03-14-100.html

 

Rassismus gegen Sinti und Roma – Tief verwurzelt auch in der Forschung

Rassismus gegen Sinti und Roma hat Tradition in Deutschland – auch in der Wissenschaft. Sie zeichnete bisher ein stereotypes Bild. Jetzt wollen Forschende, die der Minderheit angehören, ihre eigene Perspektive einbringen.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/rassismus-gegen-sinti-und-roma-forschung-unterm-radar-feature-dlf-kultur-7aa83612-100.html

Cookie Consent mit Real Cookie Banner