Hamburger Tag der Demokratie

online und Präsenz

Zum dritten Mal haben sich Hamburgs politische Bildungseinrichtungen zusammengetan und bieten am „Internationalen Tag der Demokratie“ ein vielfältiges politisches Veranstaltungsangebot. Der Tag der Demokratie lädt Sie ein, sich über Politik und Gesellschaft zu informieren, über die weltweiten Herausforderungen und die der Stadt zu sprechen. Sie sind eingeladen, unsere Demokratie zu unterstützen und sich an Prozessen der politischen Meinungsbildung und Mitgestaltung zu beteiligen.

Das vergessene KZ? Geschichte – Erinnerungen – Kontinuitäten

Jugend- und Stadtteilhaus Tesch Max Brauer Allee 114, Hamburg

Das Jugend-KZ Uckermark befand sich ca. 90km nord-östlich von Berlin, in unmittelbarer Nähe zum Frauen-KZ Ravensbrück. Von 1942 bis 1945 waren insgesamt 1200 Mädchen und junge Frauen inhaftiert, die hauptsächlich von den Nazis als "asozial" bezeichnet worden waren. Das KZ wurde lange Zeit in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen und bis heute haben die meisten Häftlinge kaum öffentliche Anerkennung erfahren. Fast alle Täter:innen hingegen konnten ihre Karrieren nach 1945 fortsetzen. Die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark setzt sich seit 1997 dafür ein, auf dem Gelände einen Gedenkort nach den Wünschen der Überlebenden und Nachkommen zu gestalten.

Altonaer Vielfaltswoche 2023

verschiedene

Die Altonaer Vielfaltswoche 2023 vom 09.-15.10.2023 soll das weitreichende und vielfältige Engagement von Akteur:innen aus dem Bezirk zu den Themen Diversität, Antidiskriminierung und Demokratiestärkung erneut sichtbar machen. Das Ziel ist es, die Fähigkeit Unterschiede zwischen den Menschen positiv zu betrachten, zu akzeptieren, zu stärken sowie die Teilhabe und Vernetzung verschiedener Zielgruppen zu ermöglichen. Dies soll zum Abbau von Ängsten und Vorurteilen beitragen. Das Herausbilden von starken Allianzen, wird dabei in den Blick genommen und gefördert, um Ausgrenzung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegen zu wirken. Auch dieses Jahr wird eine möglichst große Themenvielfalt angestrebt. So sollen z. B. Themen wie Rassismus, Sexismus, Homophobie, antimuslimischer Rassismus, Antiziganismus, Antisemitismus, Disablismus und Obdachlosigkeit aufgegriffen werden und Raum finden.

Romani Kafava – Sichtbarkeit für Rom*nja-Rechte in Deutschland

VHS-Zentrum West Waitzstraße 31, Hamburg

Das Romani Kafava in Hamburg ist eine selbstorganisierte Anlauf- und Beratungsstelle für (geflüchtete) Rom*nja in Hamburg. Seit nun fast zehn Jahren öffnet Zumreta Sejdovic wöchentlich die Tür für Menschen, die Rat, Unterstützung oder einen Raum suchen, der frei von Anti-Sinti*zze und Rom*nja Rassismus ist. In dieser Abendveranstaltung erzählen die beiden Romani Kafava-Aktiven Zumreta Sejdović und Nina Reiprich über die Situation von Rom*nja in Deutschland und Europa, über geschlungene Fluchtwege und über Formen des Widerstands und Empowerments.

Reclaim and Remember – Widerstand gegen rassistische Gewalt

W3 – Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V. Nernstweg 32 – 34, Hamburg

Wie können wir kollektiven Widerstand leisten gegen rechten Terror? Bei dieser Abendveranstaltung berichtet İbrahim Arslan als Zeitzeuge von dem rassistischen Brandanschlag in Mölln 1992, bei dem er als Siebenjähriger überlebte, aber drei seiner Familienmitglieder ums Leben kamen. Heute engagiert er sich politisch in Projekten und bei Veranstaltungen, um die Perspektive der Betroffenen rechtsextremer Gewalt zu verdeutlichen und ihr mehr Gewicht zu verleihen.

Rechte Gewalt und Rassismus-Erfahrungen im Nachkriegsdeutschland. Überlegungen zu einer integrierten Geschichte

Lesesaal der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg Beim Schlump 83, Hamburg

Im Rahmen der Vortragsreihe "Mehr als eine Randnotiz. Die extreme Rechte nach 1945". | In der NS-Forschung wurde der Ansatz einer integrierten Geschichte, die Täter und Opfer, aber auch Bystander umfasst, bereits vor Jahrzehnten von Saul Friedlander etabliert. Für Forschungen zur radikalen Rechten und zu rechter Gewalt fehlt eine solche Perspektive. Hier wie im medialen Diskurs dominierte lange der Blick auf die Täter:innen, während die Erfahrungen der Betroffenen jenseits ihrer Communities kaum repräsentiert waren. In dem Vortrag soll für eine solche integrierte Geschichte rechter Gewalt plädiert werden. Sie ermöglicht, ein seit Jahrzehnten virulentes, dabei oft als randständig betrachtetes Phänomen als gesamtgesellschaftliches zu begreifen. Sie erlaubt zudem, regionale wie ost- und westdeutsche Spezifika zu identifizieren und zu unterscheiden. Dafür erweist sich der mikrohistorische Zugriff als Mittel der Wahl, weil anhand konkreter Fallbeispiele gesamtgesellschaftlich relevante Kontexte ausgeleuchtet werden können. An vier Beispielen aus der ost-westdeutschen Geschichte vor und nach 1989/90 – darunter Hamburg, wo 1980 Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân bei einem Brandanschlag starben – wird dieser Zugriff ausprobiert und sein Nutzen sondiert.

Jüdische Kulturtage

verschiedene

Die Jüdische Gemeinde Hamburg organisiert die ersten Jüdischen Kulturtage der Stadt. Fünf Wochen lang bieten über 40 Veranstaltungen die Möglichkeit, das breite Spektrum jüdischen Kulturlebens in den Bereichen Judentum, Musik, Literatur, Tanz und Theater, Religion, Geschichte, Stadtgeschichte und jüdisches Alltagsleben kennenzulernen.

Als der Staat sein Gewaltmonopol preisgab. Polizei und rechte Straßenmobs in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft der 1990er Jahre

Lesesaal der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg Beim Schlump 83, Hamburg

Im Rahmen der Vortragsreihe "Mehr als eine Randnotiz. Die extreme Rechte nach 1945". | Das hohe Niveau rechter Gewalt war während der 1990er Jahre ein gesamtdeutsches Phänomen. Dennoch bildete diese Gewalt in Ostdeutschland eigene Qualitäten aus: Sie fand besonders häufig in Form offener Mob-Gewalt im öffentlichen Raum statt, sie wurde dort regelmäßig von klatschenden Gaffern in großer Zahl unterstützt, und die Polizei bzw. deren politische Führung wichen immer wieder vor dieser Gewalt zurück. Das staatliche Gewaltmonopol blieb in den „neuen Bundesländern“ ab 1990 über lange Zeit prekär. Patrick Wagner sucht in seinem Vortrag Antworten auf die Frage, warum die Polizei als institutionelle Trägerin des Gewaltmonopols in vielen ostdeutschen Gemeinden die Kontrolle über die öffentlichen Räume verlor. Anhand polizeiinterner Debatten und Dokumente, z.B. zum symbolträchtig desaströsen Einsatz in Rostock-Lichtenhagen 1992, verortet er das Agieren der ostdeutschen Polizei im Kontext der gesellschaftlichen Transformationskrise und der polizeispezifischen Transformationserfahrungen. Für Westdeutsche bietet das Thema im Übrigen wenig Grund zum „Ossi-Bashing“ – denn die folgenschwersten Fehler machten in der Regel von West nach Ost transferierte Führungsbeamte und Politiker.

Kein gelobtes Land – Antisemitismus in der Sowjetunion

VHS-Haus Dr. Alberto-Jonas Karolinenstraße 35, Hamburg

Seit 1990 sind etwa 220 000 Menschen im Zuge der jüdischen Zuwanderung aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommen. Dank dieser Zuwanderung sind die Mitgliederzahlen der jüdischen Gemeinden hierzulande um fast 90% gestiegen. Trotzdem ist wenig über die Geschichte und Biografien sowjetischer Jüdinnen und Juden bekannt. In seinem Vortrag schildert der jüdische Musiker und Gästeführer Alexei Volinchik die Grundzüge des staatlichen Antisemitismus' in der ehemaligen Sowjetunion und ordnet diese in den historischen und gesellschaftlichen Kontext ein.

Die vergessene Geschichte des Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik. Der antisemitische Doppelmord an Shlomo Lewin und Frida Poeschke

Lesesaal der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg Beim Schlump 83, Hamburg

Im Rahmen der Vortragsreihe "Mehr als eine Randnotiz. Die extreme Rechte nach 1945". | Am 19. Dezember 1980 wurden Shlomo Lewin, der ehemalige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Nürnberg, und seine Lebensgefährtin Frida Poeschke in ihrem Haus in Erlangen erschossen. Statt den Spuren nachzugehen, die zur rechtsextremistischen „Wehrsportgruppe Hoffmann“ führten, konzentrierten sich die Ermittler lange auf das Umfeld Lewins. Der Doppelmord war Teil einer Welle von rechtem Terror im Jahr 1980, bei der 18 Menschen  ermordet und Hunderte verletzt wurden – auch zwei der Täter starben. Wie all diese Gewalttaten wurde auch der Doppelmord kaum Teil des bundesrepublikanischen Gedächtnisses. Uffa Jensen rekonstruiert die Tat und setzt sich mit der Wehrsportgruppe auseinander. Er erinnert an die Opfer und hebt die Bedeutung von Antisemitismus für diesen Gewaltakt, aber auch für dessen mangelhafte Aufarbeitung und fehlende Erinnerung hervor. Von zentraler Bedeutung ist schließlich die Frage nach den Konsequenzen, die durch die mangelhafte Erinnerung an rechte Gewalt für die Gesellschaft bis in die Gegenwart entstehen.

Rassismuskritik als Lebensqualität mit Dr. Eske Wollrad

Petrus-Kirche Winfridweg 22, Hamburg

Zum Abschluss der Vortagsreihe „Die Hoffnungen unserer Zeit“ konnte Dr. Eske Wollrad gewonnen werden. Sie forscht als Geschäftsführerin des evangelischen Zentrums Frauen und Männer seit vielen Jahren zu Rassismus und den Critical Whiteness Studies. Ihr Vortrag beleuchtet, auf welche Weise Rassismus gerade auch in Kirchen Weiße Menschen in spezifischer Weise belastet und warum eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Gewaltform die Lebensqualität aller Menschen entscheidet verbessert.

Kostenlos

Unerhörtes Schweigen? Über die (Nicht-)Wahrnehmung rechter Gewalt in der (post-) sozialistischen Umbruchsgesellschaft Ostdeutschlands

Lesesaal der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg Beim Schlump 83, Hamburg

Im Rahmen der Vortragsreihe "Mehr als eine Randnotiz. Die extreme Rechte nach 1945". | Noch dreißig Jahre nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten werden Rassismus und rechte Gewalt als ein vorrangig ostdeutsches Phänomen gedeutet. Entsprechend wurde nach den Wahlen des ersten Landrats sowie des ersten Bürgermeisters der AfD in Thüringen und Sachsen-Anhalt erneut die Frage aufgeworfen, ob das Wahlverhalten durch die Erfahrungen, die mit einem Leben in der DDR einhergingen, zu erklären sei. Carsta Langner widmet sich in ihrem Vortrag der spezifischen Wahrnehmung von Rassismus und rechter Gewalt in Ostdeutschland der 1980er und 1990er Jahre in historischer Perspektive. Dazu wird die politische Zäsur 1989 historisch überschritten und der Blick auf verschiedene Akteursgruppen gerichtet. Damit leistet der Vortrag einen Beitrag zu einer integrierten Geschichte, die sowohl Täter:innen und Betroffene als auch die Gesamtgesellschaft umfasst. Ein solcher Zugriff ermöglicht zudem, die geschichtspolitischen Gründe in den Blick zu nehmen, die dem wiederkehrenden Diskurs über den (vermeintlichen) Zusammenhang von Staatssozialismus und rechter Gewalt zugrunde liegen.

„Prävention zwischen ,Brückennarrativen‘ und ,phänomenübergreifender Perspektive‘ – Theoretische und praktische Implikationen zweier Vorschläge zum Umgang mit ,antidemokratischen Ideologien‘“

online

Mit Nils Schuhmacher | Vermehrt wird seit einigen Jahren mit verschiedenen Schlagworten und Konzepten für eine Neuorientierung der hiesigen „Extremismus-“ bzw. „Radikalisierungsprävention“ geworben.
Dabei ist mal von der Notwendigkeit einer „phänomenübergreifenden“ Perspektive die Rede, mal davon, dass sich die pädagogisch- bildnerische Arbeit der Arbeit an „Brückennarrativen“ zuwenden sollte, über die sich unterschiedliche Spektren miteinander verknüpfen. Was aber ist von diesen Ansätzen zu halten? Was versprechen sie theoretisch und praktisch?
Und welche Konsequenzen sind mit ihnen für das Praxisfeld verbunden. Diese Aspekte werden in der Expertise und auf der Veranstaltung behandelt.

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