Rechte Frauen* in feministischen Frauen*bewegungen

Rechte Frauen* in feministischen Frauen*bewegungen

Podiumsdiskussion mit Julia Haas (Netzwerk feministische Perspektiven & Interventionen gegen die (extreme) Rechte) und Prof. Dr. Johanna Sigl (Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus). In Kooperation mit der Zentralen Bibliothek Frauenforschung, Gender und Queer Studies Hamburg.

Immer wieder finden sich Frauen* aus dem rechten Spektrum in feministischen Bewegungen und handeln dort – zumindest zeitweilig – unentdeckt und unbehelligt. Ihre „Entdeckung“ löst unter Feminist_innen dann Irritation, Unbehagen und Diskussionsbedarf aus. Auch die beiden Veranstalterinnen, DENKtRÄUME und das ZGD, haben diese Erfahrungen gemacht: Mitte der 1980er Jahren hatte Dr. Ruth Kellermann lose im feministischen Frauenbildungszentrum DENKtRÄUME mitgearbeitet. Ebenfalls war sie im Wintersemester 85/86 für einen Vortrag im Rahmen einer Vorlesungsreihe der Koordinationsstelle Frauenstudien/Frauenforschung, Vorläuferin des ZGD, angekündigt. 1984 wurde durch betroffene/überlebende Roma und Sinti aufgedeckt, das Dr. Ruth Kellermann, Jahrgang 1913, zur Zeit des Nationalsozialismus an der Klassifizierung von Roma und Sinti für die „Rassenhygienischen Forschungsstelle“ tätig war. Die Rom und Cinti Union (RCU) nutzte den Vortragstermin, um auf Kellermanns Vergangenheit medienwirksam hinzuweisen. Erst durch dieses „Outen“ kam es zu einem beschämenden „Erwachen“ damaliger Feministinnen beider Einrichtungen, die nichts von Kellermanns Vergangenheit wussten und auch nicht nachgefragt hatten. Der Versuch der Aufarbeitung mündete in einem Gerichtsprozess, in dem Kellermann gegen DENKtRÄUME klagte, um unter anderem zu verhindern, als „Mörderin“ bezeichnet zu werden. Dies, obwohl durch eine Strafanzeige der RCU, zeitgleich ein Verfahren gegen sie wegen Beihilfe zum Mord lief.

Wie wir mit diesem Erbe und mit aktuellen Fakten umgehen können, warum es anscheinend Überschneidungen zwischen rechten Frauen* und feministischen Positionen gab und gibt und was gewonnene Erkenntnisse für eine präventive und feministisch-antifaschistische Praxis bedeuten, wollen wir in diese Veranstaltung näher auf den Grund gehen. Zudem werden wir die Ergebnisse unseres aktuellen Digitalisierungsprojektes des Digitalen Deutschen Frauenarchivs zu „Frauenbewegung und NS-Täterinnenschaft/Rechtsextremismus“ vorstellen und gemeinsam diskutieren. Wir freuen uns über Eure Teilnahme und Diskussionsbeiträge.

Mehr Informationen zum DDF-Projekt >>

Menschen mit rechten ideologischen Einstellungen sind bei dieser Veranstaltung ausdrücklich weder eingeladen noch erwünscht.

 

Johanna Sigl ist Professorin für politische Bildung und Soziale Arbeit an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden und arbeitet seit 15 Jahren zu Themen der geschlechterreflektierenden Rechtsextremismusforschung. Letzte Veröffentlichung: Johanna Sigl/Katharina Kapitza/Karin Fischer (2021): Facetten des Antifeminismus. Alma Marta.

Julia Haas ist Soziologin (M.A.) und arbeitet auf wissenschaftlicher und bildungspolitischer Ebene zu den Themen Frauen in der extremen Rechten und Antifeminismus. Sie ist Teil des Netzwerks feministische Perspektiven und Intervention gegen die (extreme) Rechte, kurz: femPI, und Autorin des Buches „Anständige Mädchen“ und „selbstbewusste Rebellinnen“. Aktuelle Selbstbilder identitärer Frauen erschienen bei Marta Press. Zurzeit arbeitet sie als Projektverantwortliche für das Projekt „Spotlight – Antifeminismus erkennen und begegnen“ der Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz e.V.

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