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Gedenken an Ramazan Avcı

Kein Vergeben! Kein Vergessen!

Am 21. Dezember 2022 jährt sich der Mord an Ramazan Avcı am Hamburger S-Bahnhof Landwehr zum 37. Mal. Ramazan Avcı wurde zusammen mit seinem Bruder Veli und einem Freund aus einer bekannten Skinheadkneipe von ca. 30 Personen attackiert. Ramazan Avcı versuchte sich mit Pfefferspray gegen die Angreifer zu wehren. Die drei fliehen. Sie werden mit Bierflaschen beworfen. Während sein Bruder und der Freund sich gerade in ein Linienbus retten konnten, lief Ramazan in Panik auf die Fahrbahn, wo er von dem Auto der Verfolger erfasst und meterweit durch die Luft geschleudert wird. Auf dem Boden liegend wird Ramazan Avcı mit Baseballschlägern, Axtknüppeln und Fußtritten brutal malträtiert und verstarb am 24.12.1985 an den Folgen dieser Schläge im Krankenhaus. Wenige Tage später wurde sein Sohn geboren, der seinen Namen trägt.

Obwohl es sich bei den Tätern, um bereits mehrfach aufgefallene Skinheads mit Verbindungen zur Naziszene in Hamburg handelte, bemühten sich Politiker voreilig von einem „tragischen Einzelfall“ und zufälligem Opfer zu sprechen. Drei Tage nach dem Mord an Ramazan Avcı erklärt der damalige SPD-Innensenator Rolf Lange: „Dieser schreckliche Vorfall hat bisher kein Beispiel und bleibt hoffentlich auch ein Einzelfall.“ Hamburgs damaliger Polizeipräsident Dieter Heering (SPD) schloss voreilig einen politisch motivierten Hintergrund aus. Die Täter seien nicht fest organsiert, eine politische Zielsetzung sei „erkennbar nicht vorhanden“. Anfang Juli 1986 wird das Urteil gegen die Mörder gesprochen. Richter Erich Petersen stellt in der Urteilsverkündung fest, dass die fünf Angeklagten zu einer Gruppe von etwa 39 Skinheads gehören, die ausländerfeindlich eingestellt seien, weigert sich jedoch Rassismus als Motiv anzuerkennen.

Der Mord an Ramazan Avcı war der vorläufige Höhepunkt der rassistischen Morde in der ersten Hälfte der 1980er Jahre in Hamburg. In der Nacht vom 21. auf den 22. August 1980 verübten Mitglieder einer terroristischen Neonazigruppe in der Hamburger Halskestraße einen Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim. Ngoc Nguyên Chau und Anh Lân Dô starben an den Brandverletzungen. Am 26.5.1982, verbrannte sich Semra Ertan aus Prostest gegen die rassistischen Zustände inmitten von St. Pauli. Am 22. Juni 1982 wurde in Norderstedt der 26-jährige Tevfik Gürel von Neonazis ermordet. Adrian Maleika wurde von nazistischen HSV Fans angegriffen und verstarb am 17.10.1982 im Krankenhaus. Wenige Monate vor Ramazan, wurde Mehmet Kaymakcı, am 24.7.1985 in Hamburg Langehorn von Neonazis ermordet. Ob in den 80ern oder danach, bei rassistisch motivierten Anschlägen und Tötungsdelikten ist nach wie vor der Entlastungwunsch der staatlichen Instanzen und der Mehrheitsgesellschaft zentral, was für die Angehörigen, wie ein weiterer Anschlag wirkt.

Bei den jährlichen Gedenkveranstaltungen an Ramazan Avcı bemühen wir uns, ein Forum gegen das Vergessen zu schaffen, bei der die Stimmen der Familienangehörigen, Überlebenden, die Geschichten der Betroffenen von rassistischer Gewalt im Mittelpunkt stehen. Die letzten zwei Gedenkveranstaltungen fanden unter coronabedingten Umständen im kleinen Rahmen statt. Zum diesjährigen Gedenkkundgebung werden Familienangehörigen aus der Türkei und Belgien anreisen. Am 21.12.2022 wollen wir zusammen mit den Angehörigen, an Ramazan Avcı gedenken, und an die zahlreichen Opfer rassistischer Gewalt erinnern. In diesem Sinne freuen wir uns auf zahlreiche Beteiligung..

Initiative zu Gedenken an Ramazan Avcı

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